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Otto von Bismarck

Otto von Bismarck ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Durch seine von „Blut und Eisen“ geprägte Kriegspolitik erlangte Preußen die unangefochtene Vormachtstellung in Kontinental-Europa. Er wurde zum Volkshelden und zum ersten deutschen Reichskanzler.

Kindheit und Jugend

Der Name Bismarck steht für soziale Reformen, aber auch für den Kampf gegen Sozialisten und katholische Kirche. Die Ära Bismarck endete 1890, doch der Mythos Bismarck währt weit über seinen Tod hinaus.

Otto von Bismarck wird am 1. April 1815 in Schönhausen bei Stendal im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Im selben Jahr wird auf dem Wiener Kongress nach Napoleons endgültiger Niederlage Europa neu geordnet.

Bismarcks Mutter entstammt einer angesehenen Gelehrtenfamilie, sein Vater ist Spross eines altpreußischen Adelsgeschlechts und verfügt über große Ländereien, großen Reichtum und großen politischen Einfluss. Er wird zum Vorbild für seinen Sohn, der nach seiner Schulzeit Jura in Göttingen und Berlin studiert.

Als die Mutter 1838 stirbt, bricht Otto von Bismarck sein Studium kurz vor dem Abschluss ab. Er kehrt zurück zum väterlichen Landgut und bewirtschaftet es gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard. Nach dem Tod seines Vaters 1845 übernimmt Otto die Leitung in Schönhausen komplett.

Er genießt das feudale Leben als wohlhabender Landjunker, heiratet die tief religiöse Protestantin Johanna von Puttkammer und gründet mit ihr eine Familie. Gemeinsam ziehen sie ihre drei Kinder Marie, Herbert und Wilhelm groß.

Bismarcks Weg in die Politik

Neben seiner Arbeit auf dem väterlichen Gut engagiert sich Otto von Bismarck mehr und mehr auf politischer Ebene. Als Mitglied des preußischen Vereinigten Landtages, der aus Vertretern der Stände zusammengesetzt ist, gehört er dem konservativen Lager an und ist ein Verfechter der Monarchie. Dementsprechend steht er im Revolutionsjahr 1848 auf Seiten des Preußen-Königs Friedrich Wilhelm IV.

Der zeigt sich nach der blutigen Niederschlagung des Volksaufstandes auch dankbar gegenüber Bismarck. Er belohnt dessen politisches Engagement und entsendet ihn 1851 nach Frankfurt am Main, wo Bismarck beim Deutschen Bund die Interessen Preußens vertreten soll.

Der König hat auf den richtigen Mann gesetzt, denn Bismarck kämpft vehement für eine Aufwertung der preußischen Position in der vom Hause Habsburg bestimmten deutschen Gesamtpolitik. 1858 übernimmt der liberal gesinnte Prinz Wilhelm von Preußen die Regierungsgeschäfte von seinem erkrankten Bruder.

Bismarck erkennt, dass der neue Regent nicht auf Konfrontationskurs mit Österreich gehen möchte und schickt ihm eine mahnende Denkschrift. Darin spricht er von der nationalen Idee und vom großen Vorteil, den eine Machtexpansion Preußens mit sich bringen könnte.

Wege zur Macht

Wilhelm I. reagiert diplomatisch besonnen auf Bismarcks mahnende Worte. Er stellt den hitzigen Junker vorläufig kalt, schickt ihn für einige Jahre als preußischen Gesandten zunächst nach St. Petersburg, später nach Paris.

Doch 1862 ist Bismarck wieder da und wichtig wie noch nie. Er wird zum Retter in einer inneren Verfassungskrise, die sich zwischen König, Regierung, Abgeordnetenhaus und Militär gefährlich zugespitzt hat und die in einen Staatsstreich der Generäle münden könnte.

Es geht dabei um die Kontrolle über die Armee, die der König in seinen Händen halten möchte, und um haushaltspolitische Kompetenzen. Bismarck erklärt sich dem König gegenüber bereit, notfalls auch gegen das Abgeordnetenhaus regieren zu können, woraufhin er vom Regenten zum Ministerpräsidenten ernannt wird.

Seine berühmte „Blut und Eisen“-Rede hält er vor dem wichtigsten politischen Gremium, der Budgetkommission des preußischen Landtages. Darin sagt Bismarck: „Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht… Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem gesunden Staatsleben nicht günstig. Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden große Fragen der Zeit entschieden, …sondern durch Eisen und Blut.“

Damit hat Bismarck seine Karten auf den Tisch gelegt: Krieg scheint für ihn das passende Mittel, um die Vorherrschaft Preußens zu erlangen.

Mit „Eisen und Blut“ für Preußens Gloria

Das aufkeimende nationale Bewusstsein in der Bevölkerung, der Traum von einem geeinten großen Deutschen Reich, ist der Nährboden für die Bismarck’sche Kriegs- und Expansionspolitik, die für Preußen die ersehnte Vormachtstellung bringen soll. Als es mit Dänemark zum Streit um Schleswig und Holstein kommt, lässt Bismarck diesen Konflikt durch das Militär beheben.

Vereint besetzen preußische und österreichische Truppen, nach kurzen und siegreichen Kämpfen, die beiden Herzogtümer. Preußen übernimmt die Verwaltung Schleswigs, Österreich verwaltet Holstein. Doch aus den Bundesgenossen des dänischen Krieges werden bald erbitterte Feinde.

1866 kommt es im Ringen um die Vormachtstellung auf dem Kontinent zum Bruderkrieg zwischen Österreich und Preußen, den die preußischen Truppen in blutigen Kämpfen für sich entscheiden können. Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes erfolgt nun der erste wichtige Schritt auf dem Weg zur Einheit Deutschlands.

Der nächste Anlass für die Weiterführung seiner „Blut und Eisen“-Politik ergibt sich aus dem französisch-preußischen Eklat über die Besetzung des spanischen Throns, der 1870 zum Deutsch-Französischen Krieg führt.

Durch einen geschickten Schachzug erreicht Bismarck, dass Frankreich die Kriegserklärung ausspricht. Dadurch ist der Bündnisfall eingetreten, der auch die süddeutschen Länder auf Seiten des Norddeutschen Bundes in das Kriegsgeschehen einbindet.

Bismarcks Aufstieg und Abgang

Der vom Norddeutschen Bund und den süddeutschen Ländern gemeinsam errungene Sieg über Frankreich wird von Bismarck sofort politisch genutzt. Am 18. Januar 1871 wird Wilhelm I. im Spiegelsaal von Schloss Versailles zum deutschen Kaiser proklamiert und der einheitliche deutsche Nationalstaat ausgerufen. Otto von Bismarck wird zum ersten Kanzler dieses neu geschaffenen Reiches.

Aufgrund seiner Größe, seiner militärischen Stärke und der rasant wachsenden Industrialisierung wird Deutschland zur stärksten politischen und wirtschaftlichen Macht in Europa. Doch kaum ist dieses Ziel erreicht, tauchen Probleme an der innenpolitischen Front auf.

Mit scharfen Gesetzen versucht Bismarck, die Sozialisten, in denen er eine Gefahr sieht, in die Schranken zu weisen. Fast gleichzeitig liefert er sich mit der katholischen Kirche und der ihr nahe stehenden Zentrumspartei eine harte Auseinandersetzung. Im sogenannten Kulturkampf entkräftet er den klerikalen Einfluss auf den Staat und führt die Zivilehe bindend ein.

Darüber hinaus sorgt er mit fortschrittlichen sozialen Reformen für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiterschaft. Als im so genannten Dreikaiserjahr 1888 zuletzt Wilhelm II. Kaiser wird, sind die Tage Bismarcks gezählt.

Anders als seine Vorgänger möchte der neue Regent die Machtbefugnisse Bismarcks beschneiden. Es kommt zum Zerwürfnis und schließlich zum Rücktritt des Reichskanzlers. Die Ära Bismarck endet im März 1889, der Mythos des „Eisernen Kanzlers“ lebt bis in die Gegenwart hinein weiter.

aus: https://www.planet-wissen.de/geschichte/persoenlichkeiten/otto_von_bismarck_der_eiserne_kanzler/index.html