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Seine Schlösser kosten

Bismarcks Geld für den „Kini“

Bayerns König Ludwig Il. ließ sich seine Zustimmung zur deutschen Einheit im Wortsinn vergolden. Der baufreudige Monarch, der soeben mit dem Projekt Schloss Lindenhof [1]https://www.schlosslinderhof.de/bilder/schloss/linderhof500.jpgbegonnen hätte, benötigte erhebliche finanzielle Mittel. Hier setzte Bismarck den Hebel an und bot ihm eine größere Summe für die königliche Schatulle [2]Tresor. Offiziell als Darlehen, wenngleich, wie Bismarck wusste, „ohne Hoffnung auf Rückzahlung“, erhielt Ludwig ll. neben einer größeren Abschlagssumme jährlich etwa 300 000 Mark, insgesamt also mehrere Millionen.

Ludwig II von Bayern https://commons.wikimedia.org/wiki/File:König_Ludwig_II._von_Bayern_in_Generalsuniform_mit_dem_Krönungsmantel.jpg

Das Geld stammte aus einer Schwarzen Kasse, dem Wetenfonds, dem 1866 von Preußen beschlagnahmten Vermögen des hannoverschen Königshauses. Die Investition zahlte sich für beide Seiten aus. Bayern betrieb in den Folgejahren eine preußenfreundliche Politik und Ludwig Il. konnte weiter seine Märchenschlösser bauen.

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Streit um den Kaisertitel

Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831–1888) in einem Tagebucheintrag über ein Treffen des preußischen Staatsrates[1]Treffen aller Minister am 17. Januar 1871: 

„Hauptquartier Versailles, den 17. Januar 1871
Beim König fand nachmittags eine Sitzung statt. (…) in überheiztem Zimmer wurde drei Stunden über den Titel des Kaisers, die Benennung des Thronfolgers, die Stellung der Königlichen Familie, des Hofes und Heeres zum Reich usw. beraten. Hinsichtlich des kaiserlichen Titels bekannte Graf Bismarck, dass bereits bei den Verfassungsbesprechungen die bayerischen Abgeordneten und Bevollmächtigten die Bezeichnung ‚Kaiser von Deutschland‘ nicht hätten zulassen wollen, und dass er endlich ihnen zuliebe, aber allerdings, ohne se. Majestät vorher zu fragen, diejenige eines ‚Deutschen Kaisers‘ zugestanden habe. Diese Bezeichnung, mit welcher gar kein eigentlicher Begriff zu verbinden ist, missfiel dem König ebenso wie mir, und wir taten unser Möglichstes, um an ihrer statt das ‚von Deutschland‘ zu erlangen. Graf Bismarck blieb jedoch dabei. (…)

Die Frage der Reichsfarben erregte wenig Bedenken, da der König nichts Wesentliches gegen eine schwarz-weiß-rote Kokarde[2]Flagge einwandte, umso weniger als, wie er sich ausdrückte, selbige nicht wie die schwarz- rot-goldene aus dem Straßenschmutz[3]Flagge und Farben der deutschen Revolutionäre von 1848, die gegen die Monarchie protestiert haben erstiegen wäre. (…)

Je deutlicher sich nun aber die Konsequenzen von ‚Kaiser und Reich‘ im Lauf der Verhandlungen zeigten, desto aufgebrachter wurde der König. schließlich brach er in die Worte aus, nur ein Scheinkaisertum übernähme er, nichts weiter als eine andere Bezeichnung für ‚Präsident‘; (…) Ferner sagte er in äußerster Aufregung, er könne uns gar nicht schildern, in welcher verzweifelten Stimmung er sich befände, da er morgen von dem alten Preußen, an welchem er allein festhielte und fernerhin auch festhalten wollte, Abschied nehmen müsste. Hier unterbrachen schluchzen und Weinen seine Worte. (…)“

Quelle: zitiert nach: Johannes Hohlfeld: Deutsche Reichsgeschichte in Dokumenten 1849–1926, 2 Bde. Berlin 1927, Bd. 1, S. 69–76

References

References
1 Treffen aller Minister
2 Flagge
3 Flagge und Farben der deutschen Revolutionäre von 1848, die gegen die Monarchie protestiert haben